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Demenz-Krankheit: Betreuung und Beschäftigung den Angehörigen näher bringen – ein Projekt von Katharina Zettl

16.08.2013 - Dagmar Isabell Schmidbauer

Mit einem Projekt im Rahmen der Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft, versucht das Rosenium Tiefenbach zur Zeit Angehörige von Bewohnern davon zu überzeugen, wie wichtig ihre Mithilfe ist, um das völlige Vergessen möglichst lange hinauszuschieben.

In Zeiten von Abhör-Affären und Kartenzahlungen wird der Mensch zunehmend gläsern, weil er überall seine virtuellen Spuren hinterlässt. Was bei jungen, das Internet nutzenden Menschen inzwischen oft unangenehm aufstößt, wäre bei den alten, zurückgezogen lebenden und nicht selten an Demenz leidenden Bewohnern in Altenheimen nur wünschenswert. Denn wenn das eigene Gedächtnis die Menschen mehr und mehr im Stich lässt, müssen andere einspringen. Müssen erzählen, was im Leben dieser Person wichtig war, was sie gern aß, welche Musik sie mochte, welche Tiere und wer die Angehörigen sind, auf den Fotos in ihrem Album, zu dem es auf einmal keinen Namen und keine Geschichten mehr gibt.

„Nur wenn wir genug über unsere Bewohner erfahren, können wir ihnen helfen, sich zu erinnern und damit dieser immer häufiger auftretenden Krankheit ‚Demenz‘ ein wenig Einhalt gebieten!“, weiß Katharina Zettl, die gerade auf Kosten der Rosenium GmbH eine Ausbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft macht. „Ich wollte mich unbedingt weiterbilden und habe bei der Geschäftsführung angefragt, ob dies möglich sei“, erzählt die 27-Jährige. Dass sie dazu vom Rosenium Spiegelau nach Tiefenbach wechseln sollte, nahm sie gern in Kauf. Seit Oktober 2012 drückt die gelernte Altenpflegerin in der BAP, der Berufsakademie in Passau, nun noch einmal die Schulbank, um mehr über den Umgang mit Demenzerkrankten zu lernen. „In der Ausbildung zur Altenpflegerin kann vieles nur angerissen werden, da macht es Sinn, sich nach und nach weiteres Wissen anzueignen“, erklärt die examinierte Fachkraft. Gleich zu Beginn der Ausbildung sollte sie sich, genau wie die anderen Mitschüler, für ein Projektthema entscheiden. „Spontan fielen mir die oft so mager ausgefüllten Biografiebögen ein und wie schade es ist, wenn wir so wenig über unsere Bewohner wissen“, erklärt Zettl ihre Vorgehensweise. Daraufhin hat sie sich mit den Betreuungskräften: Dunja Maday, Gabi Silbereisen und Kornelia Hausinger, aus dem Rosenium Tiefenbach beraten und entschlossen, einen Infoabend für Angehörige zu gestalten, um sie von der Wichtigkeit ihrer Arbeit zu überzeugen.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde in einem kleinen Rollenspiel verdeutlicht, wie sich Demenz schleichend bemerkbar macht. Eine frühere Chefsekretärin (Dunja Maday) berichtet ihrem Hausarzt (Dr. Johann Paulik), dass sie beim Essen oft nicht mehr weiß, was sie eigentlich isst. Kleine Vergesslichkeiten oder schon der Anfang von Demenz? Dr. Paulik klärte auf, ohne Panik zu schüren. Erläuterte den Verlauf, die Diagnostik und die mögliche Therapie dieser Krankheit, die in naher Zukunft durch die hohe Lebenserwartung immer mehr ältere Menschen betreffen wird.

An verschiedenen Infoständen wurden die Möglichkeiten aufgezeigt, die es gibt, um die Krankheit zumindest ein wenig aufzuhalten.

Auf dem ersten Tisch präsentierte das Team Dinge, die einen Menschen in irgendeiner Weise ausmachen. Erinnerungsstücke an früher, an Hobbys oder die Arbeit, der die Bewohner einmal nachgingen. Gedächtnistraining nennt sich die Vorgehensweise, in der die Betreuungskraft einen Gegenstand zur Hand nimmt und diesen zehn Minuten lang sehr intensiv bespricht. Etwa ein altes Bügeleisen. „Musstest du viel Wäsche bügeln? Hast du das gern gemacht? Kannst du dich noch an die Sachen erinnern, die du gebügelt hast? All das könnte besprochen werden. Bis sich ein Fenster zur Vergangenheit öffnet und Dinge hervortreten, die verschüttet geglaubt waren. Nach zehn Minuten ist es genug, sonst würde der Bewohner überfordert werden, weiß die Pflegefachkraft.

Auf dem nächsten Tisch präsentieren sich Dinge, die in einer Musterbox Platz hätten. Eine solche Box könnte im Idealfall für jeden Bewohner bestückt werden und so, mit ganz persönlichen Erinnerungsstücken helfen, den Weg in ein gelebtes, ereignisreiches Leben zurück zu finden. „Hierfür wäre es ganz wichtig, wenn wir persönliche Fotos, Schmuckstücke oder andere Sachen von den Angehörigen bekommen würden und auch die Geschichte zu den einzelnen Dingen erfahren“, erklärte Zettl den Angehörigen.

Der folgende Tisch schien zunächst wenig mit dem Thema zu tun zu haben, bis Frau Zettl erklärt: „Hier geht es um Sprichwörter und Reime, um Farben und Gerüche, um riechen, fühlen, schmecken. Alles was dazu anregt, sich zu erinnern.“ Jeder kennt das Gefühl, etwas zu riechen und sich in die Kindheit oder an einen wunderbaren Ort versetzt zu fühlen. Ähnlich ist es mit Sprüchen. Beim Spielen kommt ein roter Spielstein an die Reihe und schon wissen die alten Damen: Rot – wie die Liebe.

Für einen gesunden Menschen kaum vorstellbar. Aber selbst dann, wenn ein Bewohner nur noch im Bett liegt und sich rund um die Uhr jemand um ihn kümmert, kann es zu Unruhe, Angst und schließlich zu Verspannungen kommen. Dann kommt etwa die Klangschale zum Einsatz. Dazu wird sie auf einen Körperteil gestellt und vorsichtig angeschlagen. Ton und Schwingungen breiten sich im gesamten Körper aus und beruhigen nachhaltig. Auch Massagen der Hände und Arme mit Aromaöl, sanfte Musik, oder ein warmes Handbad tragen dazu bei, dass selbst fortgeschritten demente Bewohner sich wieder ein wenig wohler fühlen.

„Wir freuen uns immer, wenn wir unseren Bewohnern etwas Gutes tun können“, versicherte Katharina Zettl im Namen ihrer Mitarbeiter und weiß, dass das für alle Rosenium-Mitarbeiter gilt. An diesem Abend appelliert sie an die Angehörigen. „Dazu brauchen wir aber Ihre Unterstützung. Nur wenn Sie uns mit allem Wissenswerten versorgen, können wir helfen, die Erinnerungen, die noch präsent sind, zu retten und die, die sich bereits in die Tiefen des Vergessens zurückgezogen haben, wieder ein wenig ans Licht zu holen.“

Die Betreuung findet in den Heimen meist am Vormittag statt, weil am Nachmittag Besuch kommt und dann oft nicht genug Zeit bleibt. Leider, so die Betreuungskräfte, sehen die Angehörigen dadurch gar nicht, was sie sich alles ausdenken, um der Demenz entgegen zu wirken. Dazu gehören dann auch: Sitztänze, Sturzprävention, Spiele, Basteln, Malen, Backen und alte Bräuche lebendig zu erhalten.

48 Einladungen haben die vier Damen zu ihren Infoabend verschickt. Acht Angehörige nahmen diese Chance war und waren begeistert. „Sie stellten viele Fragen und konnten so auch selbst etwas für sich mit nach Hause nehmen“, freut sich Katharina Zettl über diese gelungene Veranstaltung, die mit Häppchen und interessanten Gesprächen ausklang. Zum Schluss bedankte sich Katharina Zettl bei ihren Helferinnen für die großartige Unterstützung, ohne die sie dieses Projekt nicht hätte durchführen können.

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