Geschichten aus der guten alten Zeit
Da Maria Eder schwerstpflegebedürftig ist, verbringt das Ehepaar Eder seit drei Jahren die Weihnachtszeit im Rosenium in Eging am See, was für die beiden wie Urlaub ist. So weiß Josef Eder seine Frau in guten Händen und kann selbst an den Weihnachtsvorbereitungen im Haus teilnehmen. Denn trotz seiner 81 Jahre ist Herr Eder ein rüstiger Mann, der sich das ganze Jahr über liebevoll um seine Frau, den Seniorenclub in Schöllnach und um seine Bienenvölker kümmert. Imker ist der alte Herr mit Leib und Seele.
In diesen Tagen übernahm Josef Eder mit anderen rüstigen Heimbewohnern das Schmücken des Weihnachtsbaumes. Mit dabei seine Urenkelin Emilia, die ihren Uropa interessiert nach seinen Weihnachtserlebnisse fragte.
Da legte Josef Eder die Kugeln aus der Hand, nahm das kleine Mädchen auf den Schoss und begann zu erzählen.
„Früher wurden die meisten Weihnachtsgeschenke noch selbst gebaut und damit alles rechtzeitig fertig wurde, musste man schon im Herbst damit beginnen. Da gab es hölzerne Schaukelpferde, Stoffpuppen, selbstgestrickte Socken und Handschuhe. Kurz vor dem Heiligen Abend wurde ein Christbaum aus dem eigenen Wald geholt. Dieser wurde am 24. vormittags von der Mutter geschmückt, während der Vater mit den Kindern sehr ausgiebig zum Schlittenfahren oder zu einem Spanziergang aufbrach. Und meistens lag ganz viel Schnee …
Am späten Nachmittag kam der Vater mit den Kindern wieder nach Hause. Dort wurde der Plattenspieler eingeschaltet, Tee getrunken und Plätzchen gegessen und danach durfte jeder sein Geschenk ausgepackt.
Um Mitternacht ging man zu Fuß, durch den Schnee, in die Christmette und erst dann war wirklich Weihnachten. Nach der Christmette und dem anstrengenden und kalten Heimweg, waren alle so hungrig, dass sie anschließend grad nochmal gegessen haben. Es gab Geselchtes, Sauerkraut und Blut- und Leberwürste. Vom Ofen gewärmt, satt und glücklich gingen nach dem Essen alle ins Bett.“