Rosenium Spiegelau erprobt die Telemedizin
Campus Grafenau untersucht Telemedizin im Rahmen des Forschungsprojektes MeDiLand
Spiegelau. Digitale Visiten per Videokonferenz sind ein sehr reales Zukunftsprojekt für den Kontakt zwischen Patient und Arzt oder Krankenhaus. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres können Ärzte Video-Sprechstunden regulär mit den Krankenkassen abrechnen. In einem Modellversuch mit dem Rosenium-Seniorenheim in Spiegelau, dem Ärzteehepaar Dr. med Frauke Haberer und Dr.med. Karl-Heinz Haberer sowie mit der Klinik in Grafenau untersucht der Campus Grafenau welche Möglichkeiten Videokonferenzen für Arzt und Patienten bieten.
Der Arzt kann sich beispielsweise direkt mit den Pflegern im Heim verbinden und umgekehrt. Das Ganze geschieht mittels tragbarer Tablets. Die Pflegekräfte und der Hausarzt können sich so in Echtzeit über den jeweiligen Gesundheitszustand eines Heimbewohners austauschen und Behandlungsfragen klären. Zusätzlich können auf diesem Weg Daten wie Sauerstoffsättigung des Blutes, Blutdruck, Puls und Herzrhythmus direkt an den Arzt übermittelt werden. Der Arzt kann seine routinemäßigen persönlichen Heimbesuche besser planen und manches bereits im Vorfeld abklären. „Unnötige Krankenhauseinweisungen speziell am Wochenende könnten so vielleicht vermieden werden“, meint Rosenium-Einrichtungsleitung Annette Reimeier.
Für Arzthelferinnen gibt es eine Zusatzausbildung zur Versorgungsassistentin (VERAH). Bei Patienten, die in ihrer eigenen Wohnung leben, können die VERAHs bei Hausbesuchen wichtige Fragen und Parameter per Videokonferenz direkt mit ihrem Arzt abklären. All dies bedeutet mehr Qualität, Entlastung und Zeitersparnis für alle Beteiligten. Die Digitalisierung macht ja vor der Arztpraxis nicht halt.
Die elektronische Gesundheitskarte und die digitale Patientenakte sind ebenfalls bereits länger im Gespräch. Natürlich ist bei all diesen Dingen der Datenschutz eine Frage. Ein anderes Praxisproblem dürfte natürlich auch die Netzabdeckung sein. Das Thema Funklöcher ist auch aktueller denn je und gerade im ländlichen Raum besteht hier ein erheblicher Nachholbedarf um eine ausreichende Netzabdeckung zu erreichen. Wenn der Patient in einem Funklochbereich lebt, ist keine Videokonferenz möglich. „Patienten, die zu Hause leben, werden oft von ambulanten Diensten versorgt. Für diese könnte die Möglichkeit einer Videokonferenz bei unklaren Befunden oder Notfällen ein wichtiger Punkt sein, der schnelle Klärung oder Hilfe ermöglicht.
Ein anderer Punkt sind die Bereitschaftsdienste. Hat der Hausarzt bereits Feierabend und ein Patient bei uns im Heim stürzt beispielsweise, kann sich ein Bereitschaftsarzt ein Bild per Videokonferenz machen und entscheiden, ob eine Krankenhauseinweisung erforderlich ist oder nicht. Auch ein aktuelles Wundfoto an den Arzt zu übermitteln um Behandlungsfragen zu klären ist eine Option“, erklärt Annette Reimeier vom Rosenium Spiegelau auf die Frage, welche Möglichkeiten sie im Bereich solcher Videokonferenzen sieht.
Was Seniorenheime betrifft, ist es eine Frage der Arztabdeckung, meint Frau Reimeier. Kommt ein Arzt nur einmal pro Woche ins Haus, ist auch da die Konferenz eine Option. Bei sehr regelmäßigen Arztbesuchen sieht sie es etwas skeptischer. Aber im Online-Bereich tut sich sehr viel. Frau Reimeier erwähnt die Internetplattform Vitabook. Hier kann man seine Gesundheitsdaten speichern und seinem Hausarzt oder einem Facharzt, einer Klinik sowie seiner Apotheke Zugriff gewähren. Somit hätten alle Einrichtungen sämtliche Informationen, die für längerfristige Behandlungen erforderlich sind, im schnellen Zugriff ohne viel Papier und eventuelle Doppelarbeit.
Sogar Medikamentenbestellungen könnten diesen Weg gehen. Der Patient bestellt über die Plattform, der Arzt erstellt das Rezept, die Apotheke erhält das Rezept auf diesem elektronischen Weg und stellt die Medikamente bereit. All dies zeigt, wieviel hinsichtlich Digitalisierung im medizinischen Bereich im Umbruch ist. Aber eins sollte dabei klar sein. Der direkte Kontakt zwischen Arzt und Patient ist durch nichts zu ersetzen. Doch gerade in Notfällen, bei langfristigen Krankheiten oder im Alter sind oft schnelle und richtige Entscheidungen notwendig zum Wohl der Patienten.
Bargeld beim Automaten abheben, hat sich doch ebenfalls so eingebürgert, dass heute fast niemand mehr Geld am Bankschalter abhebt. Natürlich klingt manches hier noch sehr ungewohnt, aber die Digitalisierung im medizinischen Bereich kann ein Hilfsmittel werden, das in einem oder anderen Fall vielleicht sogar Leben retten kann. Denken wir einfach mal die Defis, die heute schon an vielen Stellen hängen und lebensrettend sein können. Früher war Internet, Mobilfunk und Videokonferenzen ein unbekannter Begriff und das ist noch gar nicht so lange her.