Ein Baum erzählt…

Ich stand bis Ende April noch inmitten meiner Fichtenkollegen in einem Wäldchen des Gemeindegebietes von Jandelsbrunn, als eines Tages zwei Mitarbeiter vom Bauhof kamen und mich einfach flachlegten… Zunächst war ich ganz erschrocken, doch eigentlich konnte ich stolz sein: mich hatten sie auserwählt – ich sollte der diesjährige Maibaum vorm Rosenium Jandelsbrunn werden!

Und so ließ ich es über mich ergehen, dass mir der Hausmeister die Rinde entfernte und ich zwei ganze Nächte quasi nackt im kalten Bauhof lag. Denn was dann kam, war richtig schön! Einige Bewohnerinnen und Bewohner meiner neuen potentiellen Heimat besuchten mich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe aus dem Kindergarten – und dann wurde ich gekitzelt. Mit Farbe an den Händen wurde über mich gestrichen, bis ich ganz bunt war und mein nackter Stamm mit Handabdrücken von Klein und Groß übersät war. Jetzt fand ich mich richtig schön.

Anscheinend waren auch die Teenies der Jugendfeuerwehr Wollaberg dieser Meinung, als sie mich abholten und eine Auslöse für mich verlangten! Aber das Rosenium wollte mich unbedingt zurückhaben und so wurde ich mit Musik und großem Brimborium auf einen Bulldog verladen und an meinen Bestimmungsort gefahren.

Dort freuten sich alle so sehr über mein Kommen, dass sie extra ein Fest ausgerichtet hatten! Mir zu Ehren gab es Kaffee, Kuchen, Gegrilltes, Salate und Musik. Es wurde getanzt und gefeiert und die Jugend richtete mich mit vereinten Kräften auf, nachdem sie mich vorher noch mit Kränzen geschmückt hatten.

Voller Stolz stehe ich nun auf der Wiese vorm Rosenium, meine bunten Bänder flattern im Wind und manchmal höre ich die Bewohner zu ihren Angehörigen sagen: „Schau, da ist meine Hand drauf!“