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In drei Monaten fit für den Pflegeberuf

24.07.2013 - Dagmar Isabell Schmidbauer

Montagvormittag in der Pflegeschule St. Augustinus in Obernzell. Frau Meier liegt im Bett und rührt sich nicht. Ihr Alter ist schwer zu schätzen und sie hat weder einen Vornamen, noch einen eigenen Willen. Was mit ihr geschieht, ist ihr egal. Frau Meier ist eine Puppe, die speziell zum Einüben von Pflegemaßnahmen entwickelt wurde und in dieser Funktion schon vielen Waschungen unterzogen wurde. Frau Meier ist vieles gewöhnt. Wenn sie sprechen könnte, wäre sie heute aber sehr zufrieden.

„Beim ersten Mal sind die Schülerinnen und Schüler immer noch sehr unsicher im Umgang mit Bewohnern und den zu erlernenden Pflegemaßnahmen“, erklärt Waltraud Herbst, die selbst 30 Jahre Praxiserfahrung vorzuweisen hat. Die examinierte Krankenschwester ging in die Altenpflege, wurde Stationsleitung und schulte schließlich zur Dozentin für Altenpflege um. Seit drei Jahren unterrichtet sie an der Pflegeschule St. Augustinus in Obernzell, deren Träger die Rosenium GmbH ist. Wie Frau Meier hat sie schon viel erlebt und wenn sie eine Gruppe lobt, dann meint sie es auch so.

Doch jetzt ist erst einmal Frau Meier an der Reihe. Dafür treten Tanja und Maria ans Pflegebett. Maria führt die Übung durch, Tanja assistiert. „Klopf, klopf! Eintreten. Tür und Fenster schließen, Sichtschutz herstellen“, erklärt Maria ihr Pantomimenspiel und begrüßt die Bewohnerin. „Guten Morgen Frau Meier, ich wasche Sie jetzt!“ Gesicht und Kopf zuerst, die Augen von außen nach innen. Das Wasser ist kalt und der Pflegeschaum darf weggelassen werden, aber sonst versucht sich Maria an alle Regel zu halten. Schließlich steht die Abschlussprüfung unmittelbar bevor und später ist irgendwann auch niemand mehr da, um sie zu unterstützen. Immer wieder sagt sie an, was sie an der Puppe nicht vorführen kann, und beginnt dann mit ihrer gründlichen Ganzkörperwaschung. Freundlich, bestimmt, wenn auch bei dieser Übung nicht alles so funktioniert, wie es eigentlich soll. Die Finger der Puppe sind steif und der Ärmel des Nachthemdes ist zu eng, das macht Probleme. An einer Puppe kann man vieles üben, aber eben nicht alles. Und später wird es ohnehin besser, vor allem wenn die Routine hinzukommt.

„Jetzt tun wir den Rücken waschen!“ Das sind Sätze, die Waltraud Herbst überhaupt nicht mag. „Nicht wir waschen, Sie waschen!“ Auch die berühmten Sätze aus der Krankenhausroutine lässt sie nicht durchgehen. „Na Frau Meier, wie geht’s uns denn heute!“, ist für sie einfach unmöglich.

Genau wie das Duzen. Das muss immer vom Bewohner kommen, niemals von der Pflegekraft. „Das ist eine Frage des Respekts!“, erklärt die Dozentin. „So manchen Bewohner sieht man zwar nicht mehr an, was er einmal dargestellt hat, aber deshalb darf sich niemand über seine Persönlichkeit hinwegsetzen.

Bei Frau Meier sind inzwischen die Beine an der Reihe. Und weil sich das so gut anbietet, werden gleich ein paar Bewegungsübungen eingefügt. „Das ist eine Kontraktions- Dekubitus– und Thromboseprophylaxe!“, weiß Maria sofort und hält eine Schraube in der Hand, weil sich das Knie von Frau Meier gelöst hat.

Für den Genitalbereich heißt es Handschuhe anziehen, was wegen der nassen Hände schwierig ist. „Wichtig: den Bewohner immer informieren!“, wirft Waltraud Herbst ein und Maria sagt: „Jetzt drehe ich Sie auf die Seite!“

Nachdem Frau Meier fertig gewaschen ist, bekommt sie eine frische Windel, Nachthemd, Decke, Brille, Hörgerät und die Frage zu hören: „Haben Sie noch einen Wunsch?“ Frau Meier ist zufrieden. Sie hat es geschafft. Mal wieder. Genau wie die 13 Damen und zwei Herren, die den Kurs zum Helfer für die alltägliche Grundpflege im Bereich Altenpflege belegt und absolviert haben. Sie alle sind Neueinsteiger in Sachen Pflege, haben vorher schon mehr oder weniger lang in anderen Berufen gearbeitet und sind teilweise selbst darüber erstaunt, dass es ihnen inzwischen so viel Spaß macht.

In den vergangenen drei Monaten haben sie eingeübt, was zur Grundpflege gehört, wie gewaschen, geduscht oder gebadet wird. Sie haben viel über Ernährung, den Umgang mit Demenz, Sterbebegleitung, Kommunikation und Pflegerecht gelernt.

In einem solchen Kurs muss man ganz anders an den Unterricht herangehen, als in einem einjährigen oder dreijährigen Kurs“, weiß die Dozentin. Für die Teilnehmer ist alles neu und vieles ungewohnt. „Sie sind alle super motiviert und haben fleißig mitgemacht“, lobt Frau Herbst ihre Schüler, weiß aber auch. „Die Häuser, in denen sie den Praxisteil geleistet haben, haben schon auch das ihre dazu beigetragen.“

Nach dem Bestehen der Prüfung haben die Pflegeneulinge die Wahl. Sie können sich jetzt in einem Alten- und Pflegeheim wie dem Rosenium bewerben, das Gelernte für den privaten Einsatz von Angehörigen nutzen, oder eine einjährige Ausbildung anschließen und sich damit zum Altenpflegehelfer qualifizieren. Im Anschluss daran steht ihnen die Ausbildung zum examinierten Altenpfleger offen und damit viele weitere Stufen auf der Karriereleiter innerhalb der Rosenium GmbH.

Jetzt sind allerdings erst einmal die Schülerinnen und Schüler an der Reihe.

Wie es ihnen gefallen hat, werden sie gefragt.

Marie-Louise ist 46, hat zwei Kinder mit 14 und 20 Jahren und kommt aus der Hotelbranche. Sie wurde von einer Bekannten, die im Rosenium arbeitet, darauf angesprochen, weil sie sich schon immer für die Pflege interessiert hat. „Das ist ein Beruf mit Zukunft“, weiß sie und hat sich sofort angemeldet. „Es war alles sehr lehrreich und die Zeit verging wie im Flug.“ Jetzt hofft sie darauf, schnell eine geeignete Stelle zu finden.

Steffen ist 25 Jahre alt, gelernter Schreiner und musste nach einem Arbeitsunfall etwas Neues finden. Sein Cousin arbeitet ebenfalls im Rosenium und hat ihn auf diesen Kurs hingewiesen. Er wusste nicht, ob ihm die Pflege liegt, doch jetzt gefällt es ihm so gut, dass er im Herbst mit einem weiterführenden Kurs seine Berufschancen verbessern möchte.

Simone arbeitet in einem Rosenium als Küchenleiterin. Das möchte sie auch bleiben, allerdings kann sie jetzt viel besser mit den Bewohnern umgehen, was ihr Sicherheit gibt, wie sie schon jetzt weiß.

Tanja ist 32 und hat zwei Kinder im Alter von 2 und 8 Jahren und möchte sich etwas dazu verdienen. Weil der Kurs so schön elternfreundlich ist, hat es mit der Ausbildung toll geklappt. Jetzt sucht sie sich eine Stelle. So ging es auch ihrer Freundin Bettina, die sie animiert hatte, mitzumachen. Bettina ist 31 und wusste im Vorfeld nicht, ob es das Richtige für sie ist, doch ihre Berührungsängste hat sie schnell verloren. „Mit der richtigen Anleitung geht alles“, weiß sie jetzt.

Beate ist 43, sie musste erst noch ihre Mutter davon überzeugen, dass die Pflege etwas für sie sein könnte. Doch inzwischen sind beide Frauen von der Richtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt.

Julia ist 25 und schwanger. Sie hat Köchin gelernt, war in der Fabrik und hat sich dann für die Küche im Rosenium Neureichenau beworben. Dort meinte Heimleiterin Annette Kern aber, „Ich brauche keine Küchenkraft, ich brauche jemand in der Pflege!“ Julia war sich nicht sicher, ob sie das lernt, doch Frau Kern meinte nur: „Sie wären die erste, die das nicht lernt.“ Nach der Elternzeit will sie das Erlernte auf jeden Fall anwenden und sich in einem Altenheim bewerben.

Viel Theorie und Praxis liegt hinter den Damen und Herren und als eine der letzten Tipps weißt Frau Herbst auf etwas hin, was unumstößlich ist. „Es gibt Hygiene-Standards, die man mitgeben und beachten muss, aber letztlich entscheidet der Bewohner, wie er gewaschen werden will. Sein Wille ist das oberste Gebot für uns alle!“ Das wird für die Damen und Herren aus diesem Kurs in ihrem künftigen Beruf ohnehin wegweisend sein. Im Mittelpunkt der Pflege steht immer der Mensch mit all seinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen.

Ein neuer Kurs zum Helfer für die alltägliche Grundpflege im Bereich Altenhilfe findet im Februar in der Altenpflegeschule St. Augustinus in Obernzell statt. Telefon: 08591/939355

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